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Lawinen und Lawinensicherheit Teil 1

Geschrieben am 10-7-2024 durch Sem

Während der Wintersportsaison hört man regelmäßig in den Nachrichten, dass Skifahrer oder Snowboarder in Lawinen geraten sind. Skifahren und Snowboarden abseits der Pisten macht Spaß, birgt aber auch Risiken. Jedes Jahr kommen in den Alpen durchschnittlich 100 Menschen durch Lawinen ums Leben. Mit der richtigen Ausrüstung und dem richtigen Wissen können Sie jedoch die Gefahr, von einer Lawine erfasst zu werden, erheblich verringern und Ihre Überlebenschancen im Falle eines Lawinenabgangs erhöhen. In einer Serie von zwei Blogs werden wir Ihnen alles darüber erzählen.

Arten von Lawinen

Bevor wir die verschiedenen Arten von Lawinen besprechen, erklären wir kurz, wie eine Schneedecke entsteht. Eine Schneedecke besteht aus mehreren Schichten. Ganz unten befindet sich die erste Schneedecke. Diese Schicht ist beim ersten Schneefall gefallen und wird oft durch den Druck der darüber liegenden Schichten stark komprimiert. Jedes Mal, wenn es schneit, entsteht eine neue Schicht. Diese Schicht muss sich gut mit der darunter liegenden Schneeschicht verbinden können. Wenn sich eine neue Schneeschicht nicht gut mit der alten verbindet, steigt die Lawinengefahr enorm an. Es gibt jedoch mehrere Möglichkeiten, wie eine Lawine entstehen kann.

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Die Welt abseits der Pisten ist schön, birgt aber auch einige Gefahren.

Schneebrettlawinen

Bei Schneebrettlawinen rutscht die oberste Schneedecke als ein großes Schneebrett ab. Dies kann bei einer Schwachstelle in der Schneedecke geschehen. Es entsteht eine große und mächtige Lawine mit einer Dicke von bis zu 3 Metern und einer Geschwindigkeit von bis zu 140 km/h. Eine Schneebrettlawine ist für die meisten Lawinenopfer verantwortlich. Das liegt zum Teil daran, dass der Schnee eine hohe Dichte hat. Oft wird diese Art von Lawine vom Skifahrer oder Snowboarder selbst ausgelöst, wenn er den Hang betritt. Eine Schneebrettlawine ist deutlich an der hinterlassenen Abrisskante zu erkennen.

Lockerschneelawinen (Pulverschneelawinen)

Eine Lockerschneelawine entsteht, wenn die oberste Schneeschicht, die auf einer stabileren Schicht liegt, plötzlich ins Rutschen gerät. Sie sind oft mit frisch gefallenem Pulverschnee verbunden. Diese Lawinen treten vor allem in steilem Gelände auf und lösen sich meist spontan. Eine Lockerschneelawine beginnt klein, wird aber immer größer (sogenannter Schneeballeffekt). Eine Lockerschneelawine hat eine geringe Dichte und beginnt mit etwa 100 km/h und kann eine Spitzengeschwindigkeit von bis zu 300 km/h erreichen.

Staub-Lawinen

Eine Staublawine entsteht in Gebieten mit trockenem und lockerem Pulverschnee. Dieser Schnee hat eine schlechte Kohäsion, so dass es schwierig ist, eine stabile Schicht zu erhalten. Bei dieser Art von Lawine vermischt sich der Schnee mit der Luft und es entsteht eine große Staubwolke aus Schnee. Staublawinen sind ansonsten recht selten.

Nassschneelawinen

Eine Nassschneelawine entsteht, wenn der Schnee mit Wasser gesättigt ist. In der Regel als Folge von Tauwetter oder Regen. Das Wasser im Schnee verschlechtert die Verbindung und macht den Schnee schwerer, was zu einer erhöhten Lawinengefahr führt. Gleichzeitig ermöglicht der schwerere Schnee, dass sich eine Nassschneelawine an einem weniger steilen Hang lösen kann. Bereits ab etwa 20 Grad.

Nassschneelawinen bewegen sich oft langsamer als trockene Lawinen, etwa 10 bis 40 Kilometer pro Stunde. Diese Lawinen können auch mehr Geröll enthalten, was sie in Verbindung mit dem zusätzlichen Gewicht des Wassers sehr gefährlich macht. Durch das zusätzliche Gewicht wird der Schnee extrem kompakt, so dass es besonders schwierig ist, sich selbst zu befreien. Nassschneelawinen treten vor allem am Ende der Saison auf.

Schneematschlawinen (Grundlawinen)

Eine gleitende Schneelawine ist ein seltenes Phänomen. Die gesamte Schneedecke gleitet über den Untergrund ab und hinterlässt ein großes Loch in der Schneedecke, woraufhin der Untergrund sichtbar wird. Diese Lawinen entstehen, wenn die untere Schicht schwach ist und nicht gut an der Oberfläche bleibt. Dies kann z. B. nach einer Tauwetterperiode der Fall sein, wenn das Wasser direkt über den Untergrund fließt und die untere Schicht aufweicht. Normalerweise lösen sich diese Lawinen von selbst, wenn die untere Schneeschicht das Gewicht nicht mehr tragen kann. Schneematschlawinen sind sehr gefährlich, da viele Steine und Geröll mitgerissen werden. Glücklicherweise kommt es nur selten vor, dass ein Skifahrer oder Snowboarder in einer Lawine landet.

Risikofaktoren

Wetterbedingungen

Die Wetterbedingungen spielen natürlich eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Lawinen. Durch Regen wird der Schnee schwerer und damit weniger stabil. Gleichzeitig sättigt der Schnee, was die Lawinengefahr deutlich erhöht.

Neben Regen spielt auch Neuschnee eine wichtige Rolle bei der Lawinenbildung. Der Neuschnee kann instabil auf der alten Schicht liegen, wodurch er schneller abrutscht. Der Wind bewegt lockeren Schnee, der auf der windzugewandten Seite des Berges Anhäufungen bilden kann. Diese Ansammlungen sind instabil und können sich leicht lösen und eine Lawine auslösen.

Außerdem können Temperaturschwankungen die Struktur des Schnees verändern. Durch die Kombination von Tauwetter am Tag und Gefrieren in der Nacht kann eine Eisschicht entstehen, die es der neuen Schneeschicht sehr schwer macht, sich mit der alten zu verbinden.

Wenn alles gut geht, können Sie jetzt ein Muster erkennen. Es ist sehr wichtig herauszufinden, wie die Wetterbedingungen in den letzten Tagen aussahen, denn sie sagen viel über die Möglichkeit von Lawinen aus.

Gelände

Ein weiterer wichtiger Faktor in Bezug auf die Lawinengefahr ist das Gefälle eines Abhangs. Flachere Hänge sind stabiler. Steilere Hänge haben natürlich ein höheres Lawinenrisiko. Als besonders gefährlich gelten jedoch Hänge mit einer Neigung zwischen 30 und 45 Grad. Das liegt daran, dass diese Hänge flach genug sind, um große Schneemengen anzusammeln, und gleichzeitig so steil, dass diese Anhäufungen irgendwann abrutschen können. Bei Hängen unter 25 Grad und über 55 Grad nimmt die Lawinengefahr wieder ab. Dennoch können an allen Hängen Lawinen ausgelöst werden.

Pflanzen und Sträucher können die Schneedecke stabiler machen und sie somit schützen. Sie können große Ansammlungen verhindern und den Schnee zurückhalten. Lawinen treten daher häufiger auf Lichtungen ohne Vegetation auf. Die Lawinengefahr wird also auch durch den Untergrund der Schneedecke beeinflusst. Etwas, das Sie als Wintersporttourist nicht sehen können, über das aber die örtlichen Organisationen Bescheid wissen. Lesen Sie weiter unten mehr über solche Organisationen.

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An Hängen zwischen 30 und 35 Grad entstehen in der Regel die gefährlichsten Lawinen.

Skala der Lawinengefahr

Dass man die Lawinengefahr anhand des Geländes und der Wetterbedingungen abschätzen kann, ist richtig. Aber zum Glück sind Sie nicht auf sich allein gestellt und die Einschätzung der Lawinengefahr wird auch von Profis vorgenommen. In allen europäischen Skigebieten wird dieselbe offizielle Lawinengefahrenskala verwendet. Die Lawinengefahr wird vom örtlichen Lawinenwarndienst für jedes Gebiet in eine bestimmte Stufe eingestuft. Diese Stufen/Skalen sind wie folgt:

Lawinengefahr 1: gering

Bei Lawinengefahr 1 ist die Wahrscheinlichkeit eines Lawinenabgangs sehr gering. Die Schneedecke ist recht fest und Lawinen sind nur bei sehr hoher Belastung an sehr steilen Hängen möglich. Wenn eine Lawine ausgelöst wird, ist sie wahrscheinlich recht klein.

Lawinengefahr 2: mäßig

Bei Lawinengefahr 2 ist das Risiko eines Lawinenabgangs deutlich höher. An den meisten Orten ist der Schnee noch recht fest, aber an einigen steilen Hängen kann der Schnee instabil sein. Oft ist noch eine hohe Last erforderlich, um eine Lawine auszulösen.

Lawinengefahr 3: erheblich

Bei Lawinengefahr 3 ist das Risiko eines Lawinenabgangs wirklich höher. An steilen Hängen ist der Schnee nicht fest und selbst bei geringer Belastung kann eine Lawine abgehen. Die Lawinen, die sich lösen können, sind mittelgroß bis groß. Viele Unfälle ereignen sich in dieser Stufe, weil die Leute denken, dass es nicht so gefährlich ist und die Gefahr unterschätzen.

Lawinengefahr 4: hoch

Bei Lawinengefahr 4 ist es leicht, eine Lawine auszulösen. Auch durch eine einzelne Person. Ab dieser Stufe blinkt auch der Lawinenalarm. Das ist ein Licht, das an jeder Gondel und jedem Schild blinkt, um die Menschen vor den Gefahren zu warnen. Halten Sie sich also immer an die örtlichen Vorschriften. Auf dieser Stufe ist es nicht ratsam, abseits der Piste zu fahren.

Lawinengefahr 5: sehr hoch

Bei Lawinengefahr 5 ist es äußerst unklug, abseits der Piste zu fahren. Diese Stufe tritt selten auf, aber bei sehr starkem Schneefall kann sie dennoch auftreten. Der Schnee ist eigentlich überall schwach und auf mittleren und steilen Hängen können sich spontan große bis sehr große Lawinen lösen. Eine instabile Schneedecke ist ein Garant für Probleme.

Soviel zu Teil 1 unserer 2-teiligen Blogserie über Lawinen und Lawinensicherheit. In diesem Blog haben wir uns angesehen, wie Lawinen entstehen können und wie man sie bis zu einem gewissen Grad auch vorhersagen kann. Zum Glück müssen Sie sich nicht nur auf Ihre eigenen Kenntnisse und Einschätzungen verlassen, sondern können auch die Hinweise/Warnungen des örtlichen Lawinenwarndienstes nutzen. So können Sie eine fundierte Entscheidung treffen, ob Sie ins Gelände gehen wollen oder nicht. In Teil 2 werden wir uns ansehen, was Sie beachten müssen, wenn Sie tatsächlich abseits der Piste unterwegs sind.

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